Das war ein Erlebnis….
Zum ersten Mal qualifiziert für eine Ironman Weltmeisterschaft, die 70.3, heißt für die halbe Distanz – 1,9km schwimmen, 90km auf dem Rad und dann einen halben Marathon (21,1km). Qualifizieren muss man sich um einen Startplatz dafür zu bekommen. Das habe ich im Jahre 2021 in Duisburg gemacht, nachdem ich 4. meiner Altersklasse geworden bin. Dieses Jahr, 2022, war die Austragungsstätte für die Wettkämpfe St. George in Utah. Der Austragungsort für die 70.3 wechselt von Jahr zu Jahr, im Gegensatz zu der kompletten Ironman Distanz, die immer in Hawai stattfindet.
Der erste Stop (nach einem 12 Stunden Flug von Frankfurt) war Las Vegas. Die Stadt der 1000 Geschichten, der Spieler, des Glamours, der Stars und der Shows. Waren schöne 3 Nächte, der Fokus lag auf Akklimatisierung, den Zeitunterschied von 9 Stunden auszugleichen, vom Job abzuschalten und ein bisschen zu trainieren. Hat alles gut geklappt. Las Vegas ist eine Reise wert, aber nach 3 Tagen und Nächten hatten wir dann auch genug. Weiter nach St. George. Das waren 2 gespannte Autostunden entfernt. St. George ist ungefähr 1000 Meter über Null, auch sie Umstellung hat 2-3 Tage gedauert. Ich hab es auf den Lungen gespürt, ein bisschen Druck fühlt sich etwas wie Kurzatmigkeit an. Das Resort, was wir für unseren Aufenthalt ausgesucht hatten was direkt am Snow Canyon, ein herrliches Gebiet, Natur pur, aber anders als in Deutschland, nicht grün, sondern rote Berge und Felsen und weisse und gelbe Wüste, fantastisch kombiniert mit einem blauen Himmel. Der Snow Canyon ist auch die letzte Auffahrt von dem Radkurs, ca. 300 Höhenmetern in 5km. Nun stand der Fokus auf Training nach Plan. Der sah jeden Tag 1-3 Stunden vor. Im Resort hatten wir einen 25 Yard (ca. 22 Meter) Pool und Utah hat viele Radwege, die sowohl zum Radfahren als auch zum Laufen verwendet werden können. War also alles Perfekt. Den Radkurs bin ich zum größten Teil im Training abgefahren, 3 mal den Snow Canyon rauf und einmal die ersten 50km, angefangen an dem herrlichen See, in welchem geschwommen wird.
Ich habe 7 Tage vor dem Wettkampf in St. George verbracht. Das gute ist, am Tag vor dem Wettkampf, am Freitag war der Wettkampftag für die Frauen, und den konnte ich als Streckenvorbereitung live im Netz verfolgen. Eine der größten Fragen war, was ziehe ich auf dem Rad an? Es ist morgens sehr kalt (3-5°C) wird aber sehr schnell warm in der Sonne (12-14°). Ich hatte mich für Neo Kappen auf dem Rad und ohne Socken, und Armlinge entschieden, die aerodynamisch sind und schneller an- und auszuziehen sind was sich im Nachhinein als gute Wahl rausgestellt hat.
Nun aber zu dem Tag der Tage….
4:45 aufstehen, Kaffee und ein grosses Stück Kürbis-Kuchen, für mich und das Gleiche für meine Frau, die mit aufgestanden ist, um mich bei meinem großen Ziel zu unterstützen Um 5:30 im Auto und um 6:00 and der offiziellen Busshaltestelle. Autos waren am See nicht erlaubt. Wahnsinn, es waren 1000de von Leuten an den Busstellen, und das um 6:00 morgens. 30 Minuten Bussfahrt und bei 1°C die Getränke ans Fahrrad bringen, einen herrlichen Sonnenaufgang beobachten und um 7:30 war der Start für die Profi‘s. Anders als bei eine normalen Rennen wurden die Teilnehmer nach Altersklassen eingeteilt. Aus irgendeinem Grund war meine Altersklasse die Letzte, heißt 2 Stunden warten, bei nun 5° und um 9:20 ins Wasser. Das Schwimmen im 17° kalten Wasser war ok, das ist ja bei weitem nicht meine Paradedisziplin, trotz allem Fokus und Training, ich hatte mich gut gefühlt, aber es hat trotzdem 39 Minuten gebraucht bis ich die 1900 Meter geschafft habe. Dann 6 Minuten für die lange Transition, wobei es 1 Minute gedauert hat, die Armlinge über die nassen und kalten Arme zu bekommen. Das gute an dem späten Start war, das es nun schon 10° war und es nur auf den ersten 15 Minuten kalt war, bis der Anzug trocken war. Es ging direkt los mit eine schönen Anstieg über 100 Meter. Meine Ernährung habe ich komplett umgestellt, auf nur noch flüssige Ernährung, was für mich sehr gut klappt. der Kurs über die ersten 60km ist sehr abwechslungsreich, es geht auf ca. 800 Höhenmeter immer rauf und runter, aber das „runter“ auf breiten Straßen, sodass es bei weitem nicht so gefährlich ist wie in vielen anderen Rennen mit schmalen Straßen.
Nach meinen Trainingseinheiten hatte ich mir das Ziel versetzt >33km/h zu fahren, was vielleicht etwas langsam ist, wie in anderen Rennen, aber dem Höhenprofil gerecht wird. Nach den ersten 60km hatte ich 36,9 im Schnitt geschafft, hab das Rennen aber schon gut in den Oberschenkeln gespürt, was mich schon nervös gemacht hat, da ich noch 2-2,5 Stunden vor mir hatte. Dann den Snow Canyon rauf, das hat den Schnitt auf 33km/h auf die Spitze des Bergs runtergebracht und ich habe der schnellen Fahrt bis jetzt Tribute gezahlt. Aber von nun an, die letzten 15km, ging es fast nur noch bergab. Nach 2:32 Stunden hatte ich die 90km geschafft. Nun das Laufen…auch die 15km runter haben meine Beine nicht wirklich entspannt, und die ersten 5km ging es mit unterschiedlicher Steigung nur bergauf, ich bin fast gestorben und habe jeden km, oder besser jede 100 Meter gezählt. Selbst meine Frau am Straßenrand, bei km 2,8, was immer ein grosser Energie-Booster ist, hat diesmal nur kurz geholfen. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir aber, das meine Performance gar nicht so schlecht war, keine km unter 5:00 und das für die Steigung. Die erste Runde mit etwas mehr als 10km war nach 45 Minuten erledigt. Da es ein Zwei-Runden Kurs war, nun das ganze nochmal… 5km bergauf – viele haben sich für das Gehen entschieden, zumindest für die steilen Passagen. Bei mir ging es gut. Es waren nun 18° und Sonne. An den vielen Aid-Stations gab es kaltes Wasser zum trinken und kühlen. Ich habe mich weiterhin gut selbst verpflegt (eine 150ml Flasche mit Pampe) und, das hat mir mental sehr geholfen, wusste genau, das es nach km 16 bergab geht. Denn was an Energie eingezahlt wird, bergauf, wird auch irgendwann zurückgezahlt :-). Nach 1:34 Stunden hatte ich den brutalen Lauf beendet, was eine Gesamtzeit von 4:54 Stunden für den Wettkampf bedeutete. Überglücklich! An einer Weltmeisterschaft teilzunehmen und unter den Top 100 (genau 97) meiner Altersklasse zu landen (dort alleine starteten 495 Teilnehmer), hätte ich mir erträumt und nicht für möglich gehalten.
Utah, das war einer der besten Wettkämpfe, die ich bist jetzt bestritten habe. Und das hat noch nicht einmal etwas mit dem Ergebnis zu tun: Die Landschaft, die Trainingsbedingungen, aber auch die perfekte Organisation und Ausführung des Wettkampfes, einfach top! Es sollen 20.000 Besucher, Teilnehmer und Begleitung an den zwei Tagen anwesend gewesen sein, was ich auch glaube, von dem was ich besonders am morgen gesehen habe. Utah – gerne wieder!